Digitale Inkompetenz

Digitale Inkompetenz

„Durch Deutschland muss endlich ein Ruck gehen“. Der frühere Bundespräsident Herzog bezog das auf gesellschaftliche Themen (und die damalige Rede ist übrigens heute so aktuell wie damals), aber ich beziehe den Satz jetzt auf die Digitalisierung. Das, was deutsche Behörden und Institutionen, aber auch namhafte Firmen im Bereich IT hier in Deutschland abliefern, ist oft beschämend. Aber niemand ist unnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. Ein paar Beispiele werden hier gesammelt.

Hoffen wir, dass die Anzahl überschaubar bleibt, aber mir schwant nichts Gutes.

Made in Germany

Wir erinnern uns: Am 23.08.1887 beschloss das Parlament des Vereinigten Königreichs den Merchandise-Markts-Act, der vorschrieb, dass auf Waren unmissverständlich das Herkunftsland anzugeben sei (Quelle: Wikipedia). Auslöser war, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Warenexporte aus europäischen Ländern (allen voran Deutschland) von minderer Qualität auf die Insel kamen. Die Briten wollten daher die Verbraucher im eigenen Land vor Schund aus dem Ausland warnen und so war das Label "Made in Germany" alles andere als ein Gütesiegel. Bekanntlich hat sich das nach dem Zweiten Weltkrieg verändert und Produkte "Made in Germany" galten über Jahrzehnte weltweit als das Non-Plus-Ultra. Aus dem Malus hatte sich ein Qualitätsmerkmal entwickelt.

Bei digitalen Produkten (und Dienstleistungen) haben wir in Deutschland jedoch längst den Anschluss verloren und bewegen uns vielfach auf dem Niveau eines Entwicklungslandes. Im Jahr 2025 kommt kein Smartphone oder Computer mehr aus deutscher Entwicklung oder Produktion. Die Big Five aus den USA diktieren, was wir im Bereich Betriebssystemen, Suchmaschinen, Online-Shops und Social Networks gefälligst zu konsumieren haben, und wir können dem nichts Adäquates entgegensetzen. Bei KI sieht es ähnlich düster aus. Hier wird es schon als Erfolg gefeiert, wenn wir in Unternehmen KI (aus Übersee) wenigstens produktiv einsetzen. Schaut man sich dagegen an, was deutsche Unternehmen, Behörden und Dienstleister an digitalen Produkten und Services anbieten und welche Güte und welchen Funktionsumfang (Nutzen) diese Dinge dann am Ende haben, treibt es einem die Schamesröte ins Gesicht. Hier sollten wir fairerweise wieder das Siegel "Made in Germany" als Warnung anbringen.

Sie denken, ich übertreibe? Oder Sie sind der Auffassung, dass das Schwarzseherei und Nestbeschmutzung ist? Dann schauen Sie sich mal die Beispiele an, die ich in meiner täglichen Arbeit mal als IT-Fachmann und mal als stinknormaler Anwender so finde. Alle paar Wochen mache ich eine Kiste auf und packe voll in die Sch....

Was ist die Konsequenz? Niemand ist unnütz. Er kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen, wie man es besser nicht macht. Aber auch das reicht nicht. Wir müssen auch im Bereich "Digitalisierung" mit allen Nebenkriegsschauplätzen wie "IT-Sicherheit" und "Datenschutz" an die Weltspitze kommen, um dauerhaft überlebensfähig zu sein (und das nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht). Wer nicht in der Lage ist, Software wenigstens einigermaßen fehlerfrei zu programmieren und sie mit etablierten Standard-Verfahren Security-technich gegen Missbrauch und Kompromittierung abzusichern, der soll sich bitte schulen lassen und schlaumachen, wie es geht. Aber bitte nicht: Weiter so und "die Ware reift beim Kunden". Computer sind keine Bananen und wir sind keine Bananenrepublik. Auf geht's!

Negativbeispiele (Auszug)

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