Falk Zwo – Seriously?

Kann man mit einem Techno-Roman IT-Sicherheit erklären oder für die Gefahren im Cyberraum und beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz sensibilisieren?

Ja. Lasst es uns versuchen.

Normalerweise schreibe ich eher nüchterne Gutachten und Richtlinien zur Einhaltung von IT-Sicherheit und Datenschutz. Die Themen selber sind dabei so trocken, dass man ständig einen Schluck Wasser trinken muss, um nicht einzustauben. Mit Cybersecurity holt man doch heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, stimmt’s?

Schön wär’s, wenn jeder die Notwendigkeit von IT-Security als elementaren Bestandteil eines jeden digitalen Produktes oder Systems verstanden hätte oder mit der Muttermilch aufgesogen hätte. Dem ist aber auch im Jahr 2024 nicht so. Im Gegenteil. Die heranwachsenden und mir nachfolgenden Generationen mögen viel unbedarfter und selbstverständlicher mit dem Computer umgehen, als meine gleichaltrigen Freunde (ich bin schon 58 und uralt), aber verstanden, wie diese Dinger funktionieren, haben sie damit noch lange nicht. Von „durchdringen“ reden wir erst gar nicht. Jetzt kann man sagen, ein Computer ist ein Werkzeug und ich muss nicht wissen, wie ein Hammer hergestellt wird, aber ich sollte wissen, wie man ihn richtig gebraucht und welche Gefahren von ihm ausgehen. Als ich mich in meiner Schulzeit mit Computern befasste, war ich deswegen ein Freak (manche sagen, es gab noch andere Gründe, aber egal). Heute ist man ein Freak, wenn man einen Bogen um IT macht. Der Unterschied: Wir mussten uns die Programme noch selber schreiben. Heute mache ich einfach einen Download im App-Store für lau. Und das Thema IT-Sicherheit kam erst nach und nach mit der zunehmenden Vernetzung auf. Seit gut 25 Jahren aber, kann man nicht mehr über Viren, Schad-Code und Cyber-Kriminalität hinwegsehen. Und jetzt kommt auch noch KI hinzu. Künstliche Intelligenz ist aber mehr, als ein paar nette Bildchen zu prompten und den Papst bildlich im Kettenhemd tanzen zu lassen.

Der Papst tanzt im Kettenhemd - KI Loenoardo.AI

Prompt: „Der Papst tanzt im Kettenhemd“ – Leonardo.AI

Es ist ein mächtiges Werkzeug – viel mächtiger und gleichzeitig gefährlicher als ein Hammer. Auch wenn ich auch hier nicht wissen muss, wie KI im Detail programmiert wird, die Benutzung und die Einschätzung der Risiken muss ich beherrschen.

Das Ganze vor allem vor dem Hintergrund, dass KI nur ein weiteres Werkzeug der bösen Protagonisten in der digitalen Welt ist. Neben professionellen Hackern, die rein kommerzielle Interessen haben und privat-wirtschaftlich als Organisierte Kriminalität agieren, gibt es zunehmend staatlich legitimierte und gelenkte Angriffe auf unsere Daten und IT-Infrastrukturen.

Ein moderner Krieg wird heute nicht mehr allein auf dem Schlachtfeld mit Truppenbewegungen geführt. Er findet vor allem in den Köpfen statt und durch gezielte Meinungsmache und Desinformation wird unsere Demokratie von außen gesteuert aus dem inneren ausgehöhlt.

Man kann die üblichen Verdächtigen dabei ruhig beim Namen nennen, allen voran Russland, China, Indien, Iran und nicht zu vergessen auch unsere Verbündeten, die USA. Dort herrscht ein vollkommen anderes Verständnis von Privacy und geistigem Eigentum und die ausländischen Nachrichtendienste haben einen staatlichen Auftrag, Informationen von Konkurrenten als Service-Leistung für die eigene Wirtschaft bereitzustellen.

Bange machen gilt nicht, aber Sensibilisierung tut Not! Daher werde ich nicht müde, vor den Gefahren durch Hacker-Angriffe auf unsere IT-Systeme, unsere Industrie, unsere Autos und unsere Infrastruktur zu warnen.

Jetzt zurück zu Eingangsfrage: Muss das langweilig und trocken sein? Nein. Schon mein erster Roman Praha aus dem Jahr 2010 war geprägt durch viele persönliche Erfahrungen in der IT-Welt und ich habe damals mal weitergesponnen, was sich aus einem recht harmlosen Incident, denn so alles entwickeln könnte. Der Plot wirkte damals wie an der Haaren herbeigezogen. Tatsächlich ist das Szenario in sehr ähnlicher Weise Jahre später eingetreten. Ich war es aber nicht, ehrlich.

Jetzt habe ich vierzehn Jahre weiteres Material gesammelt und wieder etwas kreiert, was es so – Gott sei Dank – noch nicht gibt. Aber es wird kommen. EDIT: Seit gestern weiß ich, dass Teile meiner eigenen „visionären“ Idee bereits vom Militär umgesetzt werden. Ich schwöre, ich habe davon vorher nichts gewusst und jetzt sind Teile meiner Dystopie schon Realität bzw. kurz vor Fertigstellung.

Wenn also das Vorwort mit folgendem Disclaimer anfängt, so ist das komplett gelogen:

Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Namen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig (Zwinker-Smiley). Viele der erwähnten oder beschriebenen, meist staatlichen Institutionen existieren tatsächlich, ohne dass sie in irgendeiner Form in die im Roman beschriebene Handlung involviert wären.

Falk Zwo ist der zweite Teil einer Krimi-Serie und beginnt da, wo der erste Teil Praha aufhört. Okay, für eine Serie braucht man mindestens drei Folgen, aber jetzt reden wir erst einmal über Teil Zwei.

Die Handlung von Falk Zwo ist natürlich in sich geschlossen, aber wer mehr über den Werdegang der Protagonisten und den Bezug zueinander erfahren möchte, dem sei zunächst die Lektüre des Buchs Praha empfohlen. Hier wird der Computer-Spezialist Falk Hoffmann von einem seiner Stammkunden zu einem Noteinsatz in dessen Prager Filiale geschickt. Was zunächst als willkommene Abwechslung vom üblichen Tagesgeschäft aussieht, entwickelt sich für den IT-Fachmann plötzlich zu einer Odyssee durch halb Europa mit Verwicklung in die organisierte Kriminalität, Polizei und Geheimdienste. Durch Zufall entdeckt er, dass mit dem Computer-System seines Kunden etwas nicht stimmt. Dass er damit einer weltweiten Bedrohung durch Wirtschaftskriminelle in einem bisher unbekannten Ausmaß auf die Spur gekommen ist, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Eigentlich sollte der zweite Teil schon zwei Jahre nach Praha erscheinen. Falk würde jetzt sagen: „Eigentlich ist ein Füllwort.“

Aber dann kam immer etwas dazwischen und die Schreiblockade dauerte dann am Ende vierzehn Jahre. Das hatte auch ganz pragmatische Gründe. Die Story in Teil 1 war schon der Hammer. So etwas galt es zu toppen. Also musste eine stimmige und krasse Geschichte her. Und trotzdem sollte es noch irgendwie realistisch sein und einer ersten Überprüfung sowie einer etwas tiefer gehenden Recherche standhalten. Genau darum geht es in meinen Romanen. Es sollte so stimmig sein, dass es tatsächlich passieren könnte oder vielleicht passieren wird. Und zum Glück muss ich nicht vom Erlös meiner Romane leben. Das wäre bitter. Daher kommt der zweite Teil einfach nur, weil ich Lust dazu hatte. Okay, und weil mich meine Freunde und meine Frau immer wieder daran erinnert haben.

Doch seien wir fair: Der zweite Teil von Top Gun kam erst 36 Jahre später auf den Markt als der erste.

Und die Stirb Langsam Filme mit Bruce Willis kamen genauso wenig im Jahrestakt auf die Leinwand wie die Mission Impossible-Folgen.

Und bei James Bond hakt es gerade auch wieder einmal.

Ihr merkt schon: Das sind die Vorbilder und zugegeben meine Lieblingsfilme.

Der Hauptprotagonist Falk Hoffmann hat von jedem der Helden etwas. Meist die falsche Eigenschaft – nein Spaß, er ist und soll kein Übermensch sein, sondern jemand, den es wirklich geben könnte. Jemand, mit dem man gerne tauschen würde und dann doch lieber nicht.

Und dann ist noch die Technologie, die sich 14 Jahren erheblich weiterentwickelt hat. Aus GSM/GPRS ist mittlerweile 5G geworden – gut, nicht überall in Deutschland – und einen Communicator benutzt heute niemand mehr. Klar haben Claudia und Falk heute Smartphones und -watches sowie die dazu passenden Apps. Vieles, was in Praha noch utopisch erschien, ist heute Realität. Während 2010 noch Industrie 4.0 der Running Gag war, reden heute alle über Cloud-Computing, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – wir in Deutschland leider oft auch hier wie der „Blinde von der Farbe“. Mal sehen, was nächstes Jahr als der nächste „heiße Scheiss“ als Sau durchs Dorf getrieben wird.

Ob wir das alles beherrschen und überblicken, geschweige denn kontrollieren können? Wahrscheinlich nicht. Aber das soll jetzt das Problem von Claudia und Falk sein, nicht meins. Die Freiheit eines Autors ist es jedenfalls, einfach mal 14 Jahre spurlos an den Protagonisten vorbeigehen zu lassen, sie dafür aber technologisch, um anderthalb Jahrzehnte nach vorn zu katapultieren. Bei James Bond stört sich auch niemand daran, dass er nie in Rente geht, oder?

Die beschriebenen Technologien und technischen Designs sind übrigens im Detail manchmal reine Fantasieprodukte, wenngleich deren Existenz, Realisierbarkeit oder Basistechnologie – so wie beschrieben oder ähnlich – jetzt oder zukünftig nicht ausgeschlossen werden können (siehe oben).

Wenn nachher das eine oder andere technische Verfahren beschrieben wird, dann sehe ich es sozusagen als Bildungsauftrag, die Details weitestgehend technisch korrekt zu erklären. Aber natürlich ist auch das die Grenze zur Fiktion fließend. Aber versprochen: Ich führe Euch nicht total aufs Glatteis.

Bei der Lektüre des Romans stellt sich der eine oder andere sicherlich die Frage, ob es so einen Falk Hoffmann wirklich gibt oder geben könnte. Ehrliche Antwort: Nein. Es gibt keinen Menschen, der witzig, gutaussehend, sportlich, intelligent und romantisch ist und gleichzeitig alles weiß und im Bereich IT-Security und Forensik ein Überflieger ist. Diese Eigenschaften verteilen sich im wahren Leben wohl eher auf verschiedene Personen. Aber Fiktion darf das und die Konzentration auf wenige Protagonisten macht die Sache im Roman viel einfacher und spannender.

Gibt es denn wenigstens eine EU-Cybertaskforce so, wie im Roman geschildert? Nope. Europol reklamiert zwar für sich, ein Mandant für die europäische Cyber-Security zu haben und erzählt vollblumig davon in einem Mission Statement, aber Europol ist bisher nur ein Papiertiger mit rein beratender Funktion. Falk ist zurecht enttäuscht, wenn er EUROPOL mit Europäischer Polizei herleitet. Faktisch hat sie bisher aber keine Exekutivgewalt und berät allenfalls die nationalen Ermittlungsbehörden,

Und hier beginnt bereits ein entscheidendes Problem. Kriminelle Hacker, egal ob freischaffend oder staatlich gelenkt machen nicht vor territorialen Grenzen halt. Im Gegenteil: Sie nutzen die Grenzübertritte im virtuellen Raum gezielt aus, um ihre Spuren und ihre Herkunft zu verschleiern. So grenzt es fast schon an ein Wunder, wenn es der Polizei doch manchmal gelingt, international agierende Banden tatsächlich dingfest zu machen. In den meisten Fällen gelingt das jedoch nicht, weil es eben keine schnelle Eingreiftruppe gibt, die mit MP und Laptop vor Ort angreift und hierbei Landesgrenzen übertreten darf.

Daher ist Falk Zwo durchaus auch ein Appell, die klein- und nationalstaatliche Kriminalitätsbekämpfung und die Verteidigungsbereitschaft auf EU-Ebene zu heben. Die erste Waffengattung, die eine Europäische Streitmacht braucht, ist eine schlagkräftige Cyber-Division. Vielleicht fragt Europol ja tatsächlich bei Falk Hoffmann an.

Seit daher auf der Hut. Traut niemandem – schon gar nicht einem Computer. So, jetzt könnt Ihr selbst entscheiden, ob ihr Falk Zwo (und Praha) als nette Bettlektüre und Belletristik nutzt oder vielleicht doch den einen oder anderen seriösen Gedankenanstoß mitnehmen wollt. So oder so: Viel Spaß und Spannung bei der Lektüre des Kriminalromans Falk Zwo.

Der Roman erscheint voraussichtlich am 20.12.2024.

Bezug: https://www.force2motion.de/de/buch-falk-zwo-ein-kriminalroman-von-thomas